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Aufgeben ist (k)eine Option

Durchhaltevermögen ist gut. Zu wissen, wann es sich nicht mehr lohnt zu kämpfen, besser. Für alle Beteiligten.

„Aufgeben ist keine Option“ ist eine Einstellung, die bei der Umsetzung eines Projekts hilfreich und motivierend sein kann, wenn erste Schwierigkeiten auftauchen. Denn natürlich bringen Sie Willenskraft, Leistungsorientierung und die berühmte „Schippe oben drauf“ weiter und helfen Ihnen, Widerstände zu überwinden und Projekte erfolgreich abzuschließen. Aber der Volksmund sagt auch: Wenn Du ein totes Pferd reitest, steig ab. Die Herausforderung für Sie als Führungskraft ist es, zu erkennen, wann ein Projekt zum Scheitern verurteilt ist. Und dann den Mut zu haben, es zu beenden. Die Fähigkeit, „die Notbremse zu ziehen“, unterscheidet Sie von Führungskräften, die um jeden Preis weitermachen, auch wenn Projekte nicht (mehr) umsetzbar oder zum Scheitern verurteilt sind. Was ist die Ursache für dieses zwanghafte Durchhalten und wann ist es Zeit, den Kurs zu ändern?

Beruflicher Erfolg – koste es, was es wolle

Nicht aufgeben, durchhalten und um jeden Preis weitermachen … ist ein Phänomen im menschlichen Verhaltensrepertoire, das als Concorde-Effekt oder Sunk-Cost-Fallacy bezeichnet wird. Der Concorde-Effekt ist eine Art übersteigertes Engagement, das dazu führt, nicht aufzugeben, selbst wenn das Ziel, bei klarem Verstand betrachtet, nicht (mehr) erreicht werden kann. Das Fatale am Concorde-Effekt ist, dass er sich verstärkt, je höher die bisherigen Investitionen waren und die Kosten bzw. Verluste ausfallen würden: Jetzt hat das Projekt schon so viel Geld/Zeit gekostet, jetzt muss ich es um jeden Preis erfolgreich zu Ende bringen, koste es was es wolle, lautet das sich verstärkende Mantra.

Und so wundert die Namensgebung nicht, denn der Concorde-Effekt geht auf das legendäre Überschallflugzeug zurück, das heutzutage nur noch im Museum zu sehen ist. Damals drohte die Concorde ein Milliardengrab zu werden, doch niemand wollte dieses Prestigeobjekt aufgeben. Aktuelle Beispiele gibt es auch in heutiger Zeit: der Flughafen Berlin Brandenburg, der Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs „Stuttgart 21“. Der Concorde-Effekt ist auch in Ihrem Berufsalltag allgegenwärtig.

Gute (?) Gründe für bedingungsloses Durchhalten

Es gibt verschiedene Gründe, die dafür verantwortlich sind, dass Sie als Führungskraft und Manager dem Concorde-Effekt unterliegen und Projekte – wider besseres Wissen – bedingungslos durchziehen:

Ein falsches Pflichtgefühl, wenn es um die Umsetzung von Projekten geht, das so intensiv wird, dass „Weiter so!“ als einzige Option in Betracht kommt.

Der eigene Ruf als „Macher“, der heroisch „seinen Mann steht“ und es am Ende doch irgendwie schafft.

Bereits geleistete und unumkehrbare finanzielle Investitionen, die auf keinen Fall umsonst gewesen sein dürfen und zum Durchhalten zwingen.

Bereits investierte Zeit, geleistete Arbeit und erste Ergebnisse sowie damit verbundene Personalkosten.

Möglicherweise sind bereits weitere Verträge mit den am Projekt beteiligten Unternehmen geschlossen worden, deren Kündigung mit hohen Konventionalstrafen verbunden wären.

Beruflicher Erfolg steigert den Marktwert und ist ein Prestigegewinn. Bleibt er aus, ist das ein massiver Prestigeverlust.

Nicht durchzuhalten könnte bedeuten, dass die Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs sinken.

Aufgeben hat massive Auswirkungen auf das eigene Selbstwertgefühl, auf das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein.

Handelt es sich um ein Projekt, über das die Öffentlichkeit unterrichtet wird, kann eine negative Presseberichterstattung folgen, die flankiert wird von verletzenden Kommentaren im Netz und in den sozialen Netzwerken.

Durchhalten auf Biegen und Brechen: wenn der Verstand aussetzt

Das eigentliche Problem beim Concorde-Effekt ist, dass der Verstand ab dem Moment aussetzt, ab dem die Rückschläge nicht mehr überschaubar und die erlittenen Verluste irreversibel sind. Das ist der Moment, in dem sich Ihre Motive ändern. Die genannten Folgen, die sich wie ein Karussell im Kopf drehen, überlagern das eigentliche Ziel Ihres Projekts und dominieren Ihr Verhalten. Was jetzt folgt, ist bei den genannten Großprojekten aus den Medien bekannt. Die Umstände werden schöngeredet, bisherige Warnsignale sind ganz oder teilweise (über Jahre) ignoriert worden. Risiken wurden und werden ausgeblendet, und die Kosten steigen und steigen. Die Tatsachen werden verleugnet, und die Projekte werden unbeirrt und beharrlich weitergeführt … obwohl längst klar ist, dass sie zum Scheitern verurteilt sind.

Erfolgreich aufgeben: Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Als Führungskraft werden Sie sich fragen, wie Sie sich vor dem Concorde-Effekt schützen können. Ganz entscheidend ist, dass Sie als Führungskraft erkennen, wann der Punkt erreicht ist, ein Projekt zu stoppen oder ihm gegebenenfalls eine andere Richtung zu geben. Dazu müssen Sie – trotz aller Leidenschaft für das Projekt immer einen kritischen Abstand waren. Denn der Zeitpunkt, an dem sich entscheidet, ob sich Durchhalten lohnt, oder ob es besser ist, ein Projekt aufzugeben, ist nicht eindeutig auszumachen. Es gibt kein offensichtliches Indiz, das symptomatisch für diesen Moment ist.

Wichtig ist, dass Sie in dem Moment, in dem die Situation kippt und Sie sich ausschließlich auf das Aufgeben und seine Nachteile konzentrieren, einen Perspektivwechsel vornehmen und sich auf die Vorteile der Beendigung des Projekts fokussieren sollten. Vergegenwärtigen Sie sich in diesem Moment die Vorteile, die mit dem Aufgeben verbunden sind:

Sie haben alles versucht, alle denkbaren Möglichkeiten ausgeschöpft und Ihr Bestes gegeben.

Sie sparen weitere Kosten, die ansonsten ins Leere laufen würden.

Sie beweisen Mut, indem Sie ein zum Scheitern verurteiltes Projekt beenden. Damit zeigen Sie Verantwortungsbewusstsein und Rückgrat – Eigenschaften, die Sie als Führungskraft auszeichnen.

Sie wenden weiteren finanziellen Schaden und auf lange Sicht einen Imageschaden Ihres Unternehmens ab.

Sie entscheiden vernünftig und auf der Grundlage von Tatsachen.

Menschlich zeigen Sie Größe: Sie haben nicht nur den Mut, NEIN zu sagen, sondern stehen zu Fehlentscheidungen und zeigen damit Charakter.

Beruflicher Erfolg ist eng mit beruflichen Niederlagen verbunden. Ein Blick auf die Biografien erfolgreicher Menschen macht es deutlich: Sie wurden über Niederlagen erfolgreich, mussten wieder aufstehen, ihre Strategie neu überdenken, Zielvorstellungen ändern, um dann zu erreichen, was als beruflicher Erfolg bezeichnet wird.

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